Volker Dohrmann sei ein wichtiges Gesicht der Marke STEVENS Bikes, die er von Anfang an mit aufgebaut hat, leitet TOUR-Autor Tim Farin das Interview in Ausgabe 9.2018 ein. Er verbinde hanseatische Zurückhaltung mit der „Zähigkeit eines ehemaligen Rennfahrers“ (stimmt beides!, Anm. d. Red.).
Dohrmann gewann beispielsweise als 18-Jähriger die Norddeutsche Straßenmeisterschaft in der Herrenklasse, wie er im mehr als vierstündigen Gespräch plus Rundgang durch das Firmengebäude in Hamburg-Billstedt nebenbei auch erzählt. Vor allem aber geht es neben der Person um die Faszination des Radfahrens, die Entwicklung der Marke STEVENS, aktuelle Markteinschätzungen und auch um einige Anekdoten (auch wenn sich das manchmal nicht genau trennen lässt, Anm. d. Red.). Etwa, dass Volker Dohrmann Ende der 1989er Jahre eher durch Zufall, auf der Suche nach einem Übergangsjob, in der Fahrradbranche anfing.
Als diplomierter Statistiker habe er auch für ein Marktforschungsinstitut arbeiten können, den Job bereits fest in Aussicht. Bereut hat er seine Entscheidung aber nie: „Das Schöne an der Fahrradbranche ist, dass die Menschen positiv und aus tiefster Überzeugung an ihren Produkten arbeiten“, sagt er.
Die Marke STEVENS Bikes hat Dohrmann 1991 mit den Gründern Werner und Wolfgang von Hacht ins Leben gerufen – „zu dritt schufen wir STEVENS“. Mit Dohrmann „als ausführendes Organ“.
Ein Auslöser, selbst eigene Fahrräder zu vertreiben, war übrigens ein Fax-Irrläufer mit den richtigen Kontakten (Anm. d. Red.: der Name STEVENS Bikes entstand übrigens aus dem Anspruch amerikanisch zu klingen, schließlich kamen in der ersten Boom-Zeit die meisten Mountainbikes aus den USA).
Mit zunächst 5.000 georderten Rädern – „das war wenig, aber es wurde Jahr für Jahr mehr“ – war STEVENS Anfang der 1990er Jahre eine der ersten neu gegründeten deutschen Marken, schnell mit dem Attribut Qualität- und Preis-Leistungs-Marke.
Dass STEVENS neben City Cross-Rädern und Mountainbikes bald auch Rennräder herstellt, lag übrigens indirekt mit an der TOUR. Ein erster Prototyp errang in der TOUR gleich den Testsieg: „Wenn ein Produkt in Tests gut abschneidet, haben hier alle Respekt. … Im Übrigen gibt es keinen Zweifel, dass solche gründlichen Tests nicht nur bei uns beachtet werden, sondern überall in der Radwelt.“
Dabei sei man bei STEVENS „sicher kein Innovationstreiber, wir sind erst einmal skeptisch, distanziert, hamburgisch. … Wenn wir uns entschieden haben, ein Thema anzugehen, dann tun wir das gründlich, technisch fundiert und auch günstig.“ So sei man etwa bei E-Rennrädern skeptisch. Aber neben den klassischen Rennrädern, die es wie die Tour de France auch in Zukunft geben werde, entwickeln sich Rennräder weiter und werden vielseitiger: „wobei ich hier nicht nur den E-Motor meine, sondern alle möglichen Unterstützungen und Smart-Technologien“, sagt Dohrmann.
Solch eine Weiterentwicklung des Rennrads seien aktuell die Gravel-Bikes, wobei Dohrmann anmerkt, dass für STEVENS Bikes Cyclocross-Räder die besseren Räder für Schotter und sportliche Touren abseits des Asphalts sind: „Sie haben Stollenreifen und sind Touring-Kit-kompatibel. Man kann mit Vorbau und Spacer hinbekommen, was andere mit Rahmenabständen machen. Ich denke, die Unterscheidung ist hier eher eine Sache des Marketings.“
Den Markt werde man bei STEVENS aber auch in Zukunft weiter genau beobachten, mit der Erfahrung, mit dem wissenschaftlichen Hintergrund des Statistikers, mit dem Wissen, wie sich das Radfahren selbst anfühlt und mit dem Gespür für Trends. Mit Hingabe. Oder wie Volker Dohrmann sagt: „Bei gewissen Sachen lasse ich nicht locker.“